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brucewelch
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Mann, Heinrich: Lidice. V1 [German] 30.6.2021

Während des Zweiten Weltkriegs wurden im tschechischen Lidice 1942 von der nationalsozialistischen Besatzungsmacht die männlichen Einwohner des Ortes ermordet, die übrigen deportiert, und das Dorf wurde dem Erdboden gleichgemacht (siehe Cover). Es war eine der Rache-Aktionen für das Attentat in demselben Jahr auf SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich, der nicht nur auch Stellvertretender Reichsprotektor in Böhmen und Mähren, sondern überhaupt maßgeblich beteiligt war an der Organisation des Holokaust.
Heinrich Mann äußerte sich zu seinem Roman "Lidice" (zuerst 1943 erschienen in einem von kommunistischen Exilanten in Mexiko ins Leben gerufenen Verlag) 1945 in einem Brief: "Lidice [...] hat die einzig richtige Art, wie Greuel behandelt sein wollen: grotesk. [...] Nur der Anlass gehört dem Augenblick. Die Art ihn zu behandeln, hebt den Gegenstand aus der Zeit. Für das Buch ist es weder zu spät noch zu früh".
Der Roman selbst stieß allerdings nach seinem Erscheinen nicht nur wegen seiner szenischen Form auf Unverständnis; vor allem erregte seine grotesk-satirische Behandlung des Stoffes Unwillen, gerade auch in tschechoslowakischen Kreisen.
Marcel Reich-Ranicki hat in seinem Heinrich-Mann-Aufsatz von 1987 zu diesem Roman m.E. die richtigen Worte gefunden; den diesbezüglichen Auszug enthält der folgende Spoiler:

Spoiler:
[…] Da der Claassen-Verlag sich nicht entblödet hat, unlängst auch dieses Buch zu drucken, kann man es nicht ignorieren – obwohl Heinrich Mann es verdient hat, dass man die Sache mit dem Mantel der Barmherzigkeit zudeckt. Das Thema wurde von einer Nachricht ausgelöst, die damals um die Welt ging: Am 10. Juni 1942 gaben die deutschen Behörden bekannt, dass als Vergeltungsakt gegen das Prager Attentat auf Reinhard Heydrich, den Chef des Reichssicherheitshauptamts und Stellvertretenden Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, die Bevölkerung der Bergarbeitersiedlung Lidice hingerichtet wurde.
Aber der Roman hat mit den historischen Ereignissen beinahe nichts gemein. Über die wirklichen Vorfälle und Zustände im Reichsprotektorat Böhmen und Mähren war der alte und vereinsamte Heinrich Mann nicht informiert, mehr noch: Er wollte gar nicht informiert sein. Nicht ohne Trotz stellte er selber fest: „Die materielle Wirklichkeit ist von Anfang an beiseite gelassen …“ Sein Roman ist ein Werk der Phantasie, schon das zentrale Motiv hat der Autor erfunden: Hier wird Heydrich nicht von tschechischen Widerstandskämpfern umgebracht, sondern von den SS-Leuten aus seiner nächsten Umgebung. Das Buch – berichtete Heinrich Mann in einem Brief – „schrieb sich sozusagen ohne mein Dazutun“. So sieht es denn auch aus. In einem anderen Brief teilte er mit: „Der Schnelligkeit wegen schreibe ich nur die Dialoge hin …“ – womit auch erklärt ist, warum alle seine dramatischen Werke wertlos sind: Heinrich Mann hat die Form des Dramas nie verstanden oder jedenfalls nicht ernst genommen, was übrigens wahrscheinlich dasselbe bedeutet.
Als das trotz seines Umfangs (über dreihundert Seiten) innerhalb von knapp drei Monaten entstandene Manuskript bei dem von deutschen Kommunisten in Mexiko gegründeten Verlag „El libro libre“ ankam, fand es Ludwig Renn, der dem literarischen Beirat dieses Verlages angehörte, so schlecht, „daß man es gar nicht diskutieren könnte, wenn man es nicht ungesehen angenommen hätte“. Unter den (vornehmlich entsetzten) Urteilen über diesen Roman stammt das knappste von Thomas Mann. Er notierte in seinem Tagebuch am 13. Mai 1944: „Abends gelesen in H’s ‚Lidice‘. Gelitten.“
Noch in seinem Buch „Ein Zeitalter wird besichtigt“ glaubte Heinrich Mann, Heydrich sei von der Gestapo ermordet worden, und er versuchte, die angeblich humoristische (in Wirklichkeit alberne und geschmacklose) Behandlung des grausigen Stoffes zu rechtfertigen: „Ich war nicht geneigt, der deutschen Tyrannis über Europa entgegenzukommen und sie ernst zu nehmen. Sie ist furchtbar. Sie könnte tödlich sein. Ernst – ist sie nicht.“ Dass die Nationalsozialisten vor 1933 von vielen Deutschen gründlich unterschätzt wurden, mag man zwar bedauern, doch verstehen. Wer aber Derartiges noch 1945 – und sei es am Pazifischen Ozean – schreiben konnte, bedarf wohl der besonderen Nachsicht.

Aus:
Heinrich-Mann. Ein Abschied nicht ohne Wehmut. Von Marcel Reich-Ranicki
(Zuerst in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.8.1987)

Zu einer Einordnung dieses problematischen Werkes in den Band "Romane II", wo es eigentlich hingehören würde, konnte ich mich nicht entschließen.
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