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Frodok
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Lewald, Fanny: Diogena. (german) V1; 30 Sep 2013

Fanny Lewald (24. März 1811 in Königsberg, Preußen, als Fanny Marcus — 5. August 1889 in Dresden) war eine deutsche Schriftstellerin.

Bis zum 14. Lebensjahr besuchte Lewald eine Privatschule, da ihr Vater trotz seiner Vorbehalte gegen die sogenannten gelehrten Frauenzimmer dem Bildungshunger seiner hochbegabten ältesten Tochter nachgab. Ein Universitätsstudium, das ihren Brüdern selbstverständlich zustand, kam für sie – wie im 19. Jahrhundert für Frauen üblich – nicht in Frage. Lewald wurden die Betätigungen übertragen, die sich für eine gebildete Bürgerin ihres Standes gehörten: Handarbeiten und leichte Hausarbeiten, außerdem Klavierspiel und etwas Lektüre. Zeitweise, während einer schweren Erkrankung ihrer Mutter, führte sie den großen Haushalt der Familie.

Dass Lewald es schaffte, sich als erfolgreiche und geachtete Schriftstellerin durchzusetzen, zeugt von Selbstbewusstsein, Mut und Talent.

Nachdem bereits in der von ihrem Cousin, dem Publizisten August Lewald geleiteten Zeitschrift Europa einige Artikel von ihr erschienen waren, veröffentlichte sie 1843 die beiden Romane Clementine und Jenny – aus Rücksicht auf die Familie zunächst anonym. Allen inneren und äußeren Widerständen zum Trotz, suchte sie seither ihren Lebensunterhalt mit der Schriftstellerei zu bestreiten, verließ Königsberg und zog nach Berlin.

Lewald war eine Vorkämpferin der Frauenemanzipation: Sie forderte das uneingeschränkte Recht der Frauen auf Bildung und auf gewerbliche Arbeit ebenso, wie sie sich gegen die Zwangsverheiratung junger Frauen einsetzte (sie selbst hatte sich in ihrer Jugend erfolgreich der Verheiratung mit einem ungeliebten Mann widersetzt).

Lewalds Schriften sind von einem klaren Schreibstil geprägt; den romantisch-sentimentalen Tenor ihrer Zeit lehnte sie entschieden ab, wie ihre bitterböse, auf die Schriftstellerkollegin Ida Hahn-Hahn gemünzte Satire Diogena (1847) zeigt. (nach Wikipedia)

Diogena; Erstdruck (unter dem Pseudonym »Iduna Gräfin H.. H..«): Leipzig (F. A. Brockhaus), 1847.

Quote:
Diese Gräfin Diogena ist durch die ganze Welt gereist, den Mann zu suchen, der ihr Herz ausfüllen, ihre Seele befriedigen könne: natürlich vergebens. Krank, und erschöpft, beschloß sie noch einen Versuch in China zu machen und langte glücklich dort an. Aber auch dort fand sie ihr Traumbild nicht, und dort entwickelte sich ein Fieberwahn zur fixen Idee, der sich schon auf der Reise mehrmals gezeigt hatte. Sie bildet sich ein, um der Sünden ihrer Voreltern oder um anderer Gründe willen verdammt zu sein, mit der Laterne des Diogenes den Rechten zu suchen, so nennt sie ihr Ideal, und meint, nicht eher sterben zu können, bis sie ihn gefunden haben wird.

Ein Fürst Callenberg, der sie begleitete, sah kaum eine Möglichkeit, sie in diesem trostlosen Zustande nach Europa zurückzubringen, als er in Canton einem gelehrten Deutschen, einem Professor der Anatomie, dem berühmten Friedrich Wahl, begegnete. Dieser hielt sich seiner Studien wegen in jenen Gegenden auf, und die Gräfin war während ihrer Entdeckungsversuche auch eine Zeit hindurch seine Geliebte gewesen. Gut und großmüthig wie er ist, jammerte ihn die traurige Lage der Frau, und mit seinem Beistande brachte der Fürst sie hierher, wo sie nun seit einigen Monaten lebt. Sie ist fast immer ruhig, nur bisweilen tobt sie und schreit, daß sie den Rechten nicht fände. Dann muß man sie mit Strenge behandeln, bis der Paroxysmus vorüber ist. Sonst bringt sie ihre Zeit mit unschuldigen Toilettenspielereien hin, kauft Schuhe von den vorzüglichsten Fabrikanten, wäscht und putzt abwechselnd ihre Hände und ihre Laterne und gefällt sich in allerhand verbrauchten Minauderien und Koketterien, die uns eben nicht sehr gefährlich sind.

»Und haben Sie Aussicht, sie herzustellen?« fragte Einer von uns.

»Dasselbe wollte in diesen Tagen der Fürst Callenberg wissen, der nun auf seinen Gütern in Oestreich lebt. Wir haben aber nicht die geringste Hoffnung dazu. Wahnsinn aus Hochmuth und Egoismus pflegte immer unheilbar zu sein.«

Der Doctor führte uns weiter vorwärts; im Fortgehen wendete ich den Kopf nochmals nach der Wahnsinnigen zurück; sie suchte noch immer fort und wird suchen, bis sie stirbt. Es war ein unangenehmer, unheimlicher Eindruck.
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