01-22-2010, 08:26 AM | #1 |
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Verlage warten ab, wie sich der Markt entwickelt, ahso ...
Gerade hatte ich ein interessantes Gespräch mit einem meiner eBook-Autoren, der seit langem auch im gedruckten Brreich veröffentlicht und nun zu Blanvalet gewechselt ist.
Ich habe ihn kurzerhand mal auf die eBook-Rechte der Hardcover angesprochen. Diese liegen seiner Aussage nach bei den Printverlagen, werden derzeit aber nicht wahrgenommen. Absichtlich nicht wahrgenommen. Man wolle sehen, wie sich der Markt entwickelt und konsolidiert. Welcher Markt? Sind Verlage wirklich so ökonomie-resistent, um zu verstehen, dass es die Verlage sind, die durch ihr Angebot den Markt erst schaffen? Und nicht die Leser? eBook-Leser gerade hier in Deutschland bringen es so deutlich zum Ausdruck, dass sie gerne ein größeres Sortiment haben möchten. Was brauche ich als Verleger denn noch, um zu wissen, dass die Kundschaft auf den Markt schon längst wartet? Das wurde von jenem Autoren auch noch gut geheißen, was für mich noch weniger nachvollziehbar war. Gerade ein Autor sollte daran interessiert sein, dass seine Werke erhältlich sind. Jetzt. Heute. Und nicht erst, wenn irgendein ominöser Markt aus dem Dunst der Erwartungen der Verleger auftaucht. Man fragt sich manchmal ja schon ... |
01-22-2010, 09:35 AM | #2 |
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Das die Rechte für die eBooks automatisch beim Verlag liegen, hängt ganz stark vom Vertrag ab. Nur wenn dieser explizit eBooks oder aber "alle Formate" der Publikation umschließt hat der Verlag die Rechte. Alles andere ist üblicherweise - insbesondere bei älteren Verträgen - nicht durchsetzbar. Ich kenne aber ebenfalls Berichte, wonach es von den herkömmlichen Verlagen gern anders kommuniziert wird.
Das die Autoren da selber keinen Druck aufbauen ist mir jedoch unabhängig vom jeweiligen Vertragsinhalt ebenfalls vollkommen unverständlich. |
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01-22-2010, 09:40 AM | #3 |
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In diesem Fall haben sie explizit die Rechte und nutzen sie willentlich nicht.
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01-22-2010, 09:43 AM | #4 |
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01-22-2010, 09:44 AM | #5 |
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Stooop(p), betrifft die Vorgängerverlage. Ob und inwieweit es für Blanvalet zutrifft, hat sich aus dem Gespräch nicht ergeben.
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01-22-2010, 10:03 AM | #6 |
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Verdammt dazu die Fehler der Musikbranche zu wiederholen
Ich schaue ebenfalls gerade fassungslos zu: abgesehen von ein paar wenigen mutigen Verlagen die nun wirklich ihr gedrucktes Sortiment zügig, zu akzeptablen Preisen und DRM-frei anbieten, scheint der Rest der Branche Kundenbedürfnisse schlicht zu ignorieren. Das erinnert frappant daran was vor 10 Jahren im online-Musikgeschäft (nicht) abgelaufen ist. Und ich bin felsenfest davon überzeugt es wird genauso furchtbar ausgehen!
Ein Beispiel: ich habe in den vergangenen Tagen ein paar Ratgeber eines US-Autors gesucht die in den vergangenen 20 Jahren allesamt Bestseller waren. In deutscher Übersetzung sind sie immer noch als Hardcover, Taschenbuch und sogar als Hörbuch verfügbar. Meine intensive Suche nach käuflichen ebooks dieser Titel blieb frustrierend erfolgslos. Auf der Webseite des Verlages gab es nicht einmal ein Suchfunktion für ebooks. Die gängigen ebook-Portale (libri,beam...) hatten nichts anzubieten. Ich habe dann interessehalber einen kurzen Blick ins Darknet geworfen und dort sind alle gesuchten Bücher zum DL verfügbar. Kaum zu glauben wie schwer es einem als ehrlichen Konsumenten gemacht wird am Pfad der Tugend zu bleiben und sein schwer verdientes Geld einem Haufen marktresistenten Verlagsheinis aufzudrängen. Wenn die nicht bald in die Gänge kommen werden die noch schneller weggespült als die Musik-Multis seinerzeit. |
01-22-2010, 10:04 AM | #7 |
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01-22-2010, 02:14 PM | #8 |
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Ich befürchte, einige haben auch Angst. Angst vor Veränderung. Angst vor dem Unbekannten. Die Zeiten der mutigen Pioniere sind vorbei.
In den aktuellen Zeiten versucht man so wenig wie möglich zu verändern, solange das System funktioniert. Gerade auch in Folge der Wirtschaftskrise, die immer noch nicht abgeklungen ist. In den 90ern gab es diese Pionierleistungen, man hat sich gegenseitig mit noch waghalsigeren Projekten übertroffen, die vorher am Markt nicht denkbar waren, und hatte damit (auch finanziell) Erfolg. Was aber folgte darauf: Der DotCom-Crash. So darf man es den "kleinen" Verlagen (dazu zähle ich auch die nationalen Monopolisten!) nicht übel nehmen, wenn sie warten. Auch, wie Thom richtig erwähnt hat, wenn sie auf etwas warten was sie selber starten könnten. Sollten, vielmehr. Meine Meinung zu dem Vergleich mit der Musikindustrie hab ich ja schon kundgetan. Das werd ich mir jetzt verkneifen. Aber in einem Punkt kann man wirklich eine Parallele ziehen: es braucht einen großen Konzern, der sich in der Thematik vor allen anderen aufstellt und voranmarschiert, und das Tempo vorgibt. Bei Musik-Downloads war es Apple, jetzt wird es Amazon sein. Es ist immer leichter zu folgen, als voranzugehen. Und das ist gar nicht mal verwerflich. Denn der große Konzern hat zum einen die Mittel, um einen Fehlschlag zu verkraften, zum anderen aber soviel Einfluss, um die Sache durch Werbung und Beeinflussung, auch durch die treibende Kraft der Konkurrenz, entsprechend zu vermarkten und einen Trend auszulösen, wozu ein kleiner Teil von unabhängigen Verlagen nie in der Lage wäre. Der Nachteil für die kleinen liegt auf der Hand: Wer vorgeht, bestimmt nicht nur das Tempo, sondern auch die Spielregeln. Amazon hat bewusst darauf verzichtet, das EPUB-Format zu verwenden, gerade als es sich alle anderen darauf als Standard geeinigt haben. Kann ich aber auch verstehen, da das EPUB-DRM-Format bei Adobe liegt, und kein großer Konzern spielt einem anderen großen Konzern gerne in die Hände. Ein Nachsatz vielleicht noch: Für den Kunden ist es bestimmt sinnvoller, wenn ein Konzern wie Amazon das Zugpferd ist, und nicht ein (oder mehrere) Verlag(e). Denn dem Kunden ist es normalerweise völlig egal, welcher Verlag ein Buch auflegt, Hauptsache ist doch, dass man es kaufen kann. Warum also sollte sich der Konsument plötzlich um die Verlage kümmern, und jede Verlagsseite durchsuchen, ob eines seiner gewünschten Bücher nun als eBook verfügbar ist bzw. jemals sein wird? Das heißt, sofern er herausfinden kann, welcher Verlag dafür zuständig ist. Das ist eine zusätzliche Arbeit (und das, um etwas kaufen zu können!), die den meisten potentiellen Kunden bestimmt zuwider ist. [EDIT]Mannoman, was für ein Referat |
01-22-2010, 09:27 PM | #9 |
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Fuer die Verleger sind das natuerlich existenzbedrohende Veraenderungen. Da ist es natuerlich, das vorsichtig agiert wird und sogar versucht wird die Entwicklungen "auszusitzen". Dies wird die entsprechenden Firmen natuerlich noch schneller in die Krise treiben, deutsche Firmen haben wohl noch etwas mehr Zeit zur Umstellung als die im englischen Sprachraum taetigen.
Es ist einfach zu sagen "warum macht Ihr das denn nicht". Aber innerhalb der naechsten 5-10 Jahre wird das ganze alte Geschaeftsmodell ueberholt sein. Da sind tiefe und schmerzliche Einschnitte notwendig, Welche Firma schreitet da sofort mutig voran? Keiner weiss wirklich wie und was er machen soll. Schaut Euch nur mal Agfa und Kodak an. Ja, Amazon und Co werden die Nutzniesser der Situation sein, waehrend die Macht der Verlage zerfaellt. |
01-23-2010, 04:38 AM | #10 |
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Die etablierten Verlage müssen sich einfach nur langsam von dem Gedanken verabschieden, alle Rechte quasi auf Lebenszeit überschrieben zu bekommen, ohne dafür in irgendeine Form von Gegenleistung zu treten.
Der Blankoscheck für die Übertragung von Nebenrechten genauso wie eine per se endlos lange Laufzeit, solange auch nur ein Exemplar im Lager eines Romans vor sich hingammelt und alle paar Jahre ein Band verkauft wird (notfalls an die Tochter des Pförtners ...). Ich habe die Rechte an den Texten für fünf Jahre maximal. Das heißt, ich muss mich auf meinen Arsch setzen und zusehen, wie ich diese Rechte nutze. Das fordert mich, das ist aber auch das Mindeste, was der Autor von mir verlangen kann. Abwarten und Tee trinken ist bei mir eben nicht angesagt. Für mich ist es sehr leicht zu sagen "warum macht ihr das dann nicht". Denn ich mache es. Ich habe mir gestern Abend noch mit einem alten Freund ein neues Verlagskonzept überlegt. An dem wird noch etwas herumgefeilt, dann wird sogar story2go einem Umbau unterzogen, denn ich muss merken, dass das Konzept von 2003 bei einem eBook-Verlag im Jahr 2010 überholt ist. Darauf muss ich reagieren, wenn ich 2011 noch im Geschäft sein will. |
01-23-2010, 07:27 AM | #11 | |
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01-23-2010, 08:30 AM | #12 |
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Ich sehe das ganz gelassen. Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen ...
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