Buchclub Extra: Die Lese-Challenge 2016

[hamlok]

Fiona Barton: Die Witwe (Krimi, 4*)

Bei dieser Geschichte lernen wir zunächst die Witwe kurz nach dem Tod ihres Mannes kennen. Davon ausgehend bekommen wir immer mehr Hintergründe zu diesem Mann erzählt, der eines Verbrechens verdächtigt wurde. Zentrales Thema des Krimis ist, "War er wirklich der Täter?" und "Wenn ja, was wusste die Ehefrau?". Die Geschichte wurde dabei geschickt aus der Sichtweise von verschiedenen Personen erzählt und wir schauen dabei immer wieder in der Zeit zurück.

Mir hat vor allem die Erzählstruktur des Romans sehr gefallen. Unterstützt wurde das bei der Hörbuchproduktion durch verschiedene Sprecher, die jeweils eine Person und damit Sichtweise auf die Geschichte einnehmen.

Für eine 5-Sterne-Bewertung meinerseits fehlt vielleicht ein bisschen die sprachliche Raffinesse und Tiefgang, aber ich habe das Hörbuch immer wieder auf den Spaziergängen gerne weitergehört.

GB-Challenge -> ohne Stichwort

[Marrella]

Aliette de Bodard: The Lost Xuyan Bride
aus: The Apex Book of World SF

Eine der interessantesten Geschichten (bisher) in dieser Anthologie. Bodards Xuya-Geschichten spielen in einer alternativen Welt, in der die Chinesen die ersten waren, die Amerika entdeckt haben, was zu einer sehr anderen Entwicklung geführt hat. Die Azteken (und Mayas?) wurden nicht ausgerottet und haben ebenfalls eine technische Zivilisation entwickelt, die der unseren nicht unähnlich ist, aber dennoch sehr fremd wirkt.

The Lost Xuyan Bride ist ein Kurzkrimi, in dem eine Familie nach einer verschwundenen jungen Frau sucht. Eine ungewöhnliche Geschichte, auf die man sich einlassen muss und bei der man den Eindruck hat, die Autorin würde aus einem uns fremden Kulturkreis stammen. Ich fand sie sehr gelungen.

Challenge: Nationen (Frankreich), 4 Sterne


Kristin Mandigma: Excerpt From a Letter by a Social-Realist Aswang
aus: The Apex Book of World SF

Diese Geschichte ist eigentlich ein Brief und entsprechend kurz. Geschrieben wurde dieser Brief von einem ganz eindeutig kommunistisch angehauchten Wesen, allerdings hat dieses Wesen eine Vorliebe für eine etwas ungewöhnliche ... ähm, Kost. Alles mit einem Augenzwinkern - oder vielleicht doch nicht?

Challenge: Nationen (Philippinen), 3.5 Sterne

[hamlok]

Ich probiere derzeit mit Napster einen weiteren Streamingdienst aus, der auch sehr viele Hörspiele anbietet. Ich muss sagen, dass ich ein wenig den kurzen Hörspielen, die meist bei einer Stunde liegen, entwachsen bin, auch wenn es da Produktionen für Erwachsene gibt. Aber schaun wir mal:

Die drei ??? und das Phantom aus dem Meer (Die drei Fragezeichen #171)
(Hörspiel, Jugend, Krimi, 3*)

Die drei Fragezeichen sind mir schon aus der Jugend bekannt und ich höre sie eigentlich auch heute noch immer wieder gerne. Die Figuren und Stimmen bleiben alterslos jugendlich und die Fälle sind realistische einfache Krimis mit nur scheinbar phantastischen Elementen, denn diese stellen sich immer wieder als Verkleidungen, Effekte oder Attrappen heraus.

Nicht immer treffen die neuen Fälle aber den Charakter der alten Produktionen, so auch dieser Fall, der insgesamt etwas fade bleibt und inhaltlich wenig originell ist. Insgesamt bleibt die Produktion aber professionell und sympathisch.

Nationen Challenge -> Deutschland

Charlie Chan - Fall 1: Das Haus ohne Schlüssel (Hörspiel, Krimi, 3*)

Dieser erste Fall (1925) der von Earl Derr Biggers erdachten Figur um den Inspector des Honolulu Police Department Charlie Chan, der ein zumindest aus alten Filmen bekannt sein könnte, ist ein klassischer Krimi, der in Agatha-Christie-Stil daher kommt. Es gibt einen Mord, ein paar Verwicklungen, eine kleine Liebesgeschichte und einen genialen Inspector der eher am Rande ermittelt aber dann die entscheidenden Schritte unternimmt.

Das erscheint einen alles ganz nett, aber wenn man ehrlich ist, der Fall haut heute niemand mehr aus den Puschen. Trotzdem eine gute Produktion mit professionellen Stimmen. So weit ich sehe, gibt es da bisher nur diesen ersten Fall, vielleicht werden die weiteren Krimis interessanter.

Nationen Challenge -> USA

[hamlok]

Zeitenwechsel + Finsteres Hochland (Oscar Wilde & Mycroft Holmes. Sonderermittler der Krone #1+2) (Hörspiel, Krimi, 3*)

Die Idee zu dieser Hörspielserie ist ungewöhnlich. Der reale Schriftsteller Oscar Wilde arbeitet für die fiktive Figur Mycroft Holmes (Bruder von Sherlock) als Sonderermittler der Krone um einer Haftstrafe zu entgehen. Dabei wird er auf Fälle der besonderen Art angesetzt, dabei geht es offenbar eher um "Mörder, Monstren und Mutationen" als um Kriminalfälle in Holmes-Manier.

Ich fand die Figuren und Szenario nicht ganz ausgereift, wenn ich auch die Idee dahinter nicht schlecht finde. Die Kürze der einzelnen Folgen reichen aber auch nicht zu viel mehr aus. Inhaltlich sind die Geschichten absoluter Blödsinn, darauf muss man sich einlassen können.

GB-Challenge -> Extra: "Oscar Wilde"

[Marrella]

Anil Menon: Into the Night
aus: The Apex Book of World SF

Eine Geschichte von einem indischen Autor, dessen Protagonist Probleme hat, sich in der technologischen Welt seiner Tochter zurechtzufinden. Zu allem Überfluss scheint diese einer Gottheit namens "Evolution" zu huldigen.

Diese Story hat mir recht gut gefallen, allerdings fand ich, sie endete doch recht abrupt. Ich weiß nicht, was ich stilmäßig von einem indischen Autor erwartet habe, aber sie las sich irgendwie völlig "normal". Das Setting war natürlich für westliche Begriffe trotz allem "exotisch".

Challenge: Nationen (Indien), 3.5 Sterne

[hamlok]

Bei Napster habe ich auch eine Doctor-Who-Mini-Serie gefunden:

James Goss/ George Mann: Doctor Who: Die Dynastie der Winter Teil 1-4 (SF, 4*)

Das sind vier Kurzgeschichten, die abwechselnd von den Autoren James Goss und George Mann verfasst worden sind, und vom 12. Doctor und seiner Begleiterin Clara handeln. Mit einer Karte, die den Doctor herbeirufen kann und von ihm offenbar zu einem späteren Zeitpunkt ausgestellt worden ist, den er noch nicht erlebt hat (Es geht hier schließlich um Zeitreisen!), ruft die junge Diana Winter den Doctor um Hilfe im schlimmsten Augenblick ihres Lebens (Bedingung auf der Karte. ). Der Doctor ist erstmal wenig erbaut, als er feststellen muss, dass es um das Verschwinden einer Katze geht und die heißt auch noch Fluffy. Aber es wäre nicht Doctor Who, wenn das alles so ganz einfach wäre...

Mir haben diese kurzen Audiobooks (liegen jeweils knapp bei 1 1/2 Stunden) ganz gut gefallen, weil sie den mürrischen Charakter des frühen 12. Doctors wiederspiegeln und auch die Handlungen sind Doctor Who typisch. Dabei haben mir die Geschichten von George Mann (2+4) etwas besser gefallen.

Mit Lutz Riedel wurde ein älterer Sprecher gewählt, der nicht nur gut zum 12. Doctor passt sondern auch eine angenehme Vortragsart hat.

GB-Challenge -> Doctor Who

[Marrella]

Ich habe zur Abwechslung auch noch eine Doctor Who-Geschichte anzubieten:

Jacqueline Rayner: All I Want for Christmas
aus: Twelve Doctors of Christmas

Eine Geschichte rund um den ersten Doctor. Seine Begleiterin Barbara sehnt sich nach einem traditionellen Weihnachtsfest, doch die Tardis zu weit von zu Hause entfernt. Vickie, eine weitere Begleiterin, versucht, dies zu ermöglichen, aber sie hat noch nie Weihnachten in Großbritannien verbracht und ein paar Dinge nicht richtig verstanden...

Diese Story hat eigentlich alles, was man von einer Doctor Who-Geschichte erwartet, außer wirklich echten Monstern. Ausnahmsweise muss hier niemand gerettet werden, sondern es kommt zur Abwechslung zu ein paar lustigen Verwicklungen. Nett und kurzweilig zu lesen, vielleicht mit 4 Sternen überbewertet, aber ich musste zwischendurch doch grinsen.

Challenge: GB (Doctor Who), 4 Sterne

[Marrella]

Robert J. Sawyer: Rollback

Vor 38 Jahren hat die Astronomin Sarah Halifax die erste Nachricht entschlüsselt, die im Rahmen des S.E.T.I.-Programms empfangen wurde. Sie kam von einem 19 Lichtjahre entfernten Sternsystem. Nun soll sie die Antwort auf die Nachricht entschlüsseln, die von der Erde an die Außerirdischen geschickt wurde. Das Problem ist, dass Sarah inzwischen 87 Jahre alt und folglich nicht mehr in der besten Verfassung ist. Doch dann erhält sie ein unerwartetes Angebot von einem Milliardär, der sich für das Programm interessiert: Die Medizin hat herausgefunden, dass es möglich ist, jemanden mit Hilfe einer Gentherapie wieder jung zu machen, doch kein Normalsterblicher kann sich dieses "Rollback" leisten. Für Sarah ist klar, dass sie das Angebot nur annehmen kann, wenn auch ihr gleichaltriger Mann Don die Behandlung erhält. Die Ernüchterung kommt leider sehr bald, denn die Therapie funktioniert bei Sarah nicht, jedoch bei Don.

Wie immer hat Robert Sawyer in diesem Roman eine ganze Palette von Themen verarbeitet. Ich fand die Geschichte dieses alten Ehepaars, dessen einer Teil plötzlich 60 Jahre jünger ist, sehr interessant, zumal hier nicht die "übliche" Konstellation vorliegt, nämlich eine junge Frau mit einem alten Mann, sondern umgekehrt. Für Don ist die Sache nicht einfach, und das liegt nicht daran, dass seine Frau plötzlich 60 Jahre älter ist als er selbst. Man muss sich vorstellen, wie es ist, wenn man mit der Erfahrung von 87 Jahren plötzlich mit scheinbar gleichaltrigen Leuten verkehrt, die in einer ganz anderen Welt leben. Und was fängt man mit seinem neu gewonnenen Leben an, nachdem man gut 20 Jahre Rentner war? Alles nicht einfach.

Mir hat die ungekürzte Lesung dieses Buchs, das ich vor 9 Jahren gelesen habe, gut gefallen, eigentlich fast besser als beim ersten Lesen. Vielleicht weil ich inzwischen selbst noch einmal fast 10 Jahre älter geworden bin. Der Sprecher, George Wilson, war mir gänzlich unbekannt, aber der Verlag hat hier eine hervorragende Wahl getroffen.

Buch: 4 Sterne, Sprecher: 5 Sterne
Challenge: Nationen (Kanada)

[Marrella]

Graham Joyce: Some Kind of Fairy Tale

Graham Joyce ist ein Autor, über den ich vor Jahren in einer Wühlkiste gestolpert bin. Das Buch, das ich damals herausgefischt habe, war "Requiem", und seither wollte ich eigentlich immer noch etwas von ihm lesen, habe es aber irgendwie nie geschafft. Joyce schreibt an der Grenze zwischen Genres, aber ich würde seine Bücher auf jeden Fall als Fantasy bezeichnen. Oft weiß man nicht, was Realität ist und was nicht, so auch in Some Kind of Fairy Tale, das im Jahr 2013 u. a. den Robert Holdstock Award für den besten Fantasy-Roman gewonnen hat, ein Preis, der zu den British Fantasy Awards gehört.

In diesem Buch geht es um Tara Martin, die 20 Jahre vor Beginn der Geschichte spurlos verschwand und am Weihnachtstag bei ihrer Familie vor der Tür steht, als sei nichts geschehen. Sie hat eine fantastisch anmutende Geschichte parat, die dazu führt, dass man sie in psychiatrische Behandlung überweist. Das Dumme ist, dass sie mit ihren inzwischen 36 Jahren keinen Tag älter aussieht als mit 16, als sie verschwand. Wo war sie? Was ist geschehen? Und ist an ihrer Geschichte vom Feenvolk vielleicht doch etwas dran?

Ein Buch irgendwo zwischen Fantasy, Literatur und einem Märchen. Urban Fantasy trifft es vielleicht noch am ehesten. Ich mochte diese Geschichte, die den Leser irgendwo zwischen Realität und Fantasie im Unklaren lässt und ihn implizit auffordert, sich selbst ein Bild zu machen, was er nun glauben will oder auch nicht. Gelesen wurde das ungekürzte Hörbuch von John Lee, der mir hier zum ersten Mal richtig gut gefallen hat, was wieder einmal beweist, dass Buch und Sprecher zusammenpassen müssen, egal wie gut das eine und der andere für sich allein sind.

Buch und Sprecher: 4 Sterne
Challenge: GB (British Fantasy Awards)

[hamlok]

Kerstin Gier: Silber - Das erste Buch der Träume (Silber #1), (Romance/Fantasy, 1*)

Ich schreibe nicht gerne Verrisse, weil ich einen hohen Respekt vor Schriftstellern habe, aber ich glaube Kerstin Gier hat genug Fans, so dass sie meine Unterstützung nicht wirklich bedarf, zumal ich auch überhaupt nicht zur Zielgruppe dieses Auftakts einer Fantasy-Romance-Trilogie gehöre. Doch manchmal kann es ganz reizvoll sein, die comfort zone zu verlassen und neue Wege zu gehen, dieser war jedoch ein Irrweg.

Vorsicht Spoiler!

Die Fantasy-Handlung ist simple, eine Gruppe Jugendlicher ruft einen Dämon herbei, doch da ihnen die benötigte Jungfrau abhanden gekommen ist, fragen sie den Neuzugang an der Schule, Liv Silber, ihrem Kreis beizutreten. Das hörte sich schon mal mega spannend an.

Personen und Handlung blieben in der Folge auf diesem hohen Niveau und besonders die Akteure konnten von Anfang an durch ihre Einfältigkeit glänzen. Die Protagonistin sollte wohl als Sympathieträgerin dienen, aber auch das fällt mir schwer zu beurteilen, vielleicht war das aber auch alles eine Parodie.

Eine gewisse masochistische Faszination übte dieses gekürzte Hörbuch allerdings schon auf mich aus, daher wollte ich unbedingt wissen, wie die fade Story ausgeht und ob unsere Heldin dem angeschmachteten Henry am Ende näher kommt. Aber seid beruhigt Leute auch da gibt es glücklicherweise keine Überraschung.



Nationen Challenge -> Deutschland

[Marrella]

Originally Posted by hamlok

Kerstin Gier: Silber - Das erste Buch der Träume (Silber #1), (Romance/Fantasy, 1*)


Vorsicht Spoiler!

Die Fantasy-Handlung ist simple, eine Gruppe Jugendlicher ruft einen Dämon herbei, doch da ihnen die benötigte Jungfrau abhanden gekommen ist, fragen sie den Neuzugang an der Schule, Liv Silber, ihrem Kreis beizutreten. Das hörte sich schon mal mega spannend an.

Personen und Handlung blieben in der Folge auf diesem hohen Niveau und besonders die Akteure konnten von Anfang an durch ihre Einfältigkeit glänzen.

Herrlich. Aber du hast Recht, die Dame braucht unsere Unterstützung nicht. Es hätte mich äußerst beunruhigt, wenn du für solch ein Machwerk mehr als 2 Sterne vergeben hättest.

[hamlok]

Originally Posted by Marrella

Herrlich. Aber du hast Recht, die Dame braucht unsere Unterstützung nicht. Es hätte mich äußerst beunruhigt, wenn du für solch ein Machwerk mehr als 2 Sterne vergeben hättest.

Es ist seltsam, was so Erfolg hat. Das ist nur etwas für ganz anspruchslose Leser und selbst denen wünsche ich doch ein anderes Frauenbild. Es kann doch im Leben nicht nur darum gehen, dass ein hübscher Junge sie anlächelt.

[Marrella]

Neil Gaiman: The Ocean at the End of the Lane

Ich bin mal wieder im Rückstand mit meinen Kommentaren, aber wenigstens habe ich jetzt ein paar freie Tage, um aufzuholen.

Gaimans Ozean am Ende der Straße beginnt ganz konventionell mit einem Mann mittleren Alters, der in seinen Heimatort zurückkommt und beginnt, sich an seine Kindheit zu erinnern. An eine ganz spezielle Episode in seiner Kindheit, um es genau zu sagen. Alles fängt an seinem 7. Geburtstag an, als er ein schwarzes Kätzchen geschenkt bekommt, das nur wenige Wochen später von einem traurigen Schicksal ereilt wird. Dann begeht ein Unbekannter Selbstmord im gestohlenen Auto seines Vaters und die merkwürdigen Ereignisse beginnen sich zu häufen.

Ich weiß nicht, warum mir beim ersten Lesen nicht aufgefallen ist, was für eine gruselige Geschichte Gaiman hier erzählt. Sein junger Protagonist hat nichts zu lachen: Niemand kommt zu seiner 7. Geburtstagsparty und ich sage mal, in einem amerikanischen Buch wäre es so ziemlich unmöglich, dass gleich zu Beginn ein Kätzchen zu Tode kommt. Sehr britisch, das alles. Und dann ist da noch das Mädchen Lettie Hempstock, 11 Jahre alt, aber mit der Erfahrung von jemandem, der mindestens hundertmal so lange gelebt hat. Gaimans Geschichten entfalten außerdem eine neue Dimension, wenn der Autor sie selbst vorliest. Ein fantastisches Hörbuch, das ich sicher nicht zum letzten Mal gehört habe.

Buch und Sprecher: 5 Sterne
Challenge: GB (British Fantasy Awards, 2014 nominiert für den Robert Holdstock Award)

[Marrella]

George R. R. Martin: A Game of Thrones

In der Hoffnung, dass George R. R. Martin es doch irgendwann schafft, das Manuskript des 6. Bandes abzuliefern und nachdem ich die 6. Staffel der HBO-Serie geguckt habe, habe ich einen Reread der Serie gestartet, was ich schon seit einiger Zeit vorhatte. Diesmal gönne ich mir allerdings die ungekürzten Hörbücher, mit denen ich auch seit einiger Zeit geliebäugelt habe.

In diesem ersten Band lernen wir die Mitspieler in diesem Spiel um den eisernen Thron kennen, allen voran die Familie Stark, die den Norden regiert, das größte Reich in den sieben Königreichen. Ebenso wichtig ist die Familie Baratheon, die derzeit den Thron innehat, eng verbandelt mit den Lannisters, seit König Robert eine Tochter aus dem Hause Lannister geheiratet hat, allerdings aus rein politischen Motiven, denn eigentlich ist er nie über den Tod von Eddard Starks Schwester Lyanna hinweggekommen. Keine gute Voraussetzung, sage ich mal.

Und dann sind da noch Viserys und Danaerys Targaryen, die beiden letzten ihrer Familie, die übers Meer geflohen sind, als das Königshaus Targaryen nach 300 Jahren Herrschaft gestürzt wurde, als ihr Vater, der wahnsinnige König Aerys vom Kommandanten seiner eigenen Leibgarde ermordet wurde, was Robert Baratheon den Weg zum Thron geebnet hat. Außerdem gibt es noch ein ganzes Heer von Adelshäusern, die alle ihren Teil vom Kuchen abhaben möchten.

Es ist schwierig, dieses Buch zu beschreiben. Die Geschichte ist komplex und mitreißend und der Autor hat hier einige der großartigsten Figuren geschaffen, die mir in den letzten 20 Jahren Lektüre begegnet sind. Es ist außerdem nicht vorhersehbar, niemand ist in Martins Büchern seines Lebens sicher, ganz gleich, wie wichtig er dem Leser erscheinen mag. Letzteres hat ihm auch viel Kritik eingetragen, aber mir gefällt es. Natürlich hoffe ich immer noch, dass meine Lieblingsfiguren es bis zum Ende schaffen werden, aber wetten möchte ich darauf nicht.

Das ungekürzte Hörbuch wird von Roy Dotrice gelesen, über den ich sowohl viel Gutes als auch einiges an Kritik gehört hatte. Ich kann beides bestätigen: Viele Passagen sind wirklich gut gelesen, aber vor allem an seinen Frauenstimmen sollte er noch ein wenig arbeiten. Nein, nicht arbeiten, er müsste lediglich verstehen, dass auch Frauen ganz normal reden und nicht, als litten sie unter einer chronischen Nebenhöhlenentzündung. Glücklicherweise hören sich nicht alle weiblichen Figuren bei ihm so an, aber eindeutig zu viele. Ich vergebe hier knappe 4 Sterne für den Sprecher, das Buch hat 5 verdient.

Challenge: Nationen (USA)

[Marrella]

Valerie Estelle Frankel: Winning the Game of Thrones: The Host of Characters and their Agendas

Dieses nicht sehr lange Buch von Valerie Estelle Frankel ist vermutlich vor allem etwas für Leute wie mich, die ein schreckliches Gedächtnis für Details haben. Der erste Teil beschäftigt sich recht ausführlich mit den wichtigsten Figuren und deren Motiven und Absichten, wie der Titel bereits sagt. Im Anschluss werden die Häuser von Westeros im Einzelnen vorgestellt, wobei ich gestehen muss, dass ich Frankels Gedächtnis für alle möglichen Nebenspieler bewundere.

Zum Wiedereinstieg in die Serie fand ich die Lektüre hilfreich, kann das Buch aber kaum für jemanden empfehlen, der die Bücher bereits zehnmal gelesen oder die Serie zwanzigmal angeguckt hat.

Challenge: Nationen (USA), 3.5 Sterne