12-07-2014, 02:24 PM | #16 |
Harmless idiot
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So, bin jetzt durch und immer noch etwas zwiespältig...
Einerseits ist die Geschichte an sich ganz gut geschrieben, aber zum Ende hin als Kriminalfan etwas schlicht gestrickt. Auf den Mörder von Singleton hatte ich schon nach etwa der Hälfte richtig getippt, die ganze Auflösung zum Ende hin hat mir schlecht bis gar nicht gefallen. Sansom mag zwar Historiker sein, aber das bschränkt sich doch eher darauf die Daten und den Rahmen richtig auf die Reihe zu bekommen und bei solchen Kleinigkeiten wie Spielen mit denen sich die Mönche so die Zeit vertrieben haben, aber andere Fakten und Zusammenhänge sind eher schlecht recherchiert. Da sind zum einen die menschliche Leistungsfähigkeit im Winter, gerade zu der Zeit als selbst wohlhabende Menschen bestenfalls mangelernährt werden, da taucht sein Gehilfe minutenlang im Eiswasser herum um danach noch bei Schneefall in den nassen Klamotten rumzurennen, Shardlake bricht im Moor ein und läuft dann ebenfalls noch ziemlich lange mit einem nassen Fuss durch die Gegend usw. Findet sich noch mehr wenn man ein bisschen sucht. Dann noch wie vorher schon mal angesprochen das Wohlleben der Mönche. Denen ging es zu Beginn der Cromwellschen Zeit definitiv sehr gut im Vergleich zu ihren Mitmenschen, aber auch hier ist einiges an Schludrigkeit in der Recherche zu bemerken.So beschreibt er das Essen immer wieder als gut gewürzt, was damals selbst für den Hochadel kaum möglich und erschwinglich war das viele Gewürze einerseits noch nicht bekannt waren (kommen ja meistens aus den Kolonien und Amerika war gerade mal 40 Jahre vorher entdeckt worden, der Überseehandel war zwar ertragreich aber riskant) und wenn bekannt dann so sauteuer das sie nur für besondere Gelegenheiten und Gäste verwendet wurden, nicht im Alltag. Desweiteren waren alle mittelalterlichen Klöster im Winter kaum bewohnbar, kalt zugig, schlecht isoliert und kaum zu beheizen, aber Sansom baut mal eben einen Schlafsaal in Einzelzellen mit eigenem Kamin um Schwierig bis unmöglich, irgendwohin muss ja der Rauch und bei sovielen individuellen Schornsteinen bleibt kein Platz mehr für darüberliegende Geschosse oder ein Dach Als letztes wäre dann noch die Sprache und das Vokabular der handelnden Personen. "Kraftwinkel", "Resonanzboden der eigenen Überzeugung"...??? Die meisten Figuren sind ungebildete illiterate Menschen die ihr gesamtes Wissen aus überlieferungen und Traditionen beziehen, und die schmeissen mit Wörtern um sich die viele Menschen des 21. Jahrhundert nicht kennen? Ist zwar so einfacher zu lesen, aber bitte... Das sind alles so Kleinigkeiten die mich insgesamt stören, die aber in vielen dieser gerade modernen "historischen Romanen" immer wieder auftreten und mir den Spass daran gründlich verderben |
12-08-2014, 05:00 AM | #17 | ||
Guru
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Die Zeiten waren nicht so finster, wie wir heute meinen. Ja ich habe es gesehen, das Buch spielt nicht im "finsteren" Mittelalter, sondern in der Neuzeit. Auch ohne Kühlschrank etc. haben die Menschen Vorratshaltung betreiben können, die nicht nur aus den Grundvorräten bestand. Ich vermute du hast die Zustände im Kopf, die Dickens beschreibt. Doch das ist dann schon wieder deutlich später. Da hat dann schon die Industrielle Revolution ihre negativen Folgen gebracht. Quote:
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12-08-2014, 12:26 PM | #18 | |
Cambrian crab
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Was das Vokabular angeht, stellt sich mir eine andere Frage: Kann es sein, dass es an der Übersetzung liegt? Ich lese im Original, und mir ist zumindest bisher nichts merkwürdig Modernes aufgefallen. Im Gegenteil, ich schlage mehr nach als sonst, da mir einige altertümliche Begriffe nicht geläufig sind. Ich habe allerdings auch erst 40% gelesen, vielleicht kommt ja noch was Unpassendes. Insgesamt muss ich gestehen, dass die Handlung mich nicht wirklich fesselt. Ich mag die Atmosphäre des Buches und ich mag auch die Figur des Matthew Shardlake, aber der Rest plätschert einfach nur so dahin. Ich kann das Buch problemlos beiseite legen, was mir seinerzeit mit Ecos Name der Rose sehr schwer gefallen ist, als ich es zum ersten Mal gelesen habe. |
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12-08-2014, 02:59 PM | #19 |
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Ich bin gerade fertig geworden. Mir hatte es insgesamt gut gefallen. Ich kann aber auch trolls Kritik teilweise nachvollziehen, werde aber Morgen nochmal versuchen meine Gedanken dazu etwas zu ordnen.
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12-09-2014, 06:01 AM | #20 |
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Also heute nochmal etwas ausführlicher.
Das historische Setting rund um die Auflösung der katholischen Klöster durch die Reformatoren ab dem Jahre 1537 hatte mir gut gefallen. Was ich bisher aus dieser Zeit gelesen habe, beschäftigte sich meist mit Heinrich VIII. und seinen Frauen. Hier sehen wir die Folgen, die sich aus den Heiratsplänen ergeben haben, also sozusagen die Verlierer dieser Umwälzungen. Die Geschichte fand ich spannend und die Figur des buckligen Anwalts Shardlake fand ich interessant. Die Atmosphäre eines Klosters und des Lebens der Bevölkerung im Umfeld fand ich etwas dünn gestaltet. Ich konnte mir das Areal nicht so richtig vorstellen. In diesen Punkt muss ich troll05 recht geben, das habe ich nicht nur bei Eco schon mal besser gelesen. Zwar wurde der Winter und die damit verbundene Kälte immer mal wieder erwähnt, aber dann meist auch wieder schnell vergessen, wenn die Personen handelten. Das fand ich nicht immer logisch, mal war eine Reise nach London nicht in mehreren Tagen möglich und dann machte sich unser Anwalt alleine auf den Weg. Am Anfang war der Fortgang der Geschichte etwas behäbig, um dann am Ende doch etwas überstürzt ein Ende zu finden. Die Auflösung fand ich überraschend. Es ist ein Erstlingswerk, was noch Potential nach Oben hat. Mir hatte es aber insgesamt dann doch so gut gefallen, dass ich den nächsten Band der Reihe um Matthew Shardlake eine Chance geben möchte. |
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12-09-2014, 12:10 PM | #21 |
Cambrian crab
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Auf mein abschließendes Urteil müsst ihr noch ein bisschen warten. Nach knapp 50 Prozent warte ich immer noch darauf, dass die Geschichte irgendwie "abhebt". Das Buch ist nicht schlecht, aber ich weiß nicht, ob ich es im Augenblick zu Ende lesen würde, wenn da nicht der Buchclub wäre.
Ich weiß nicht, wie ich es formulieren soll, aber irgendeine "Zutat" fehlt mir wohl, um mich uneingeschränkt auf meine Lesesessions zu freuen. |
12-09-2014, 12:21 PM | #22 |
Harmless idiot
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@faltradl + marella: Wahrscheinlich habt ihr Recht und ich bin zu sehr auf die Zeiten vorher und nachher geeicht, das ich ein "besseres" Dazwischen nicht wirklich auf der Uhr habe. So ist mir z.B. die heimische Gewürzküche völlig entfallen, dabei hätte ich ja nur mal die Schublade aufmachen müssen. An die bekannteren italienischen Kräuter hatte ich sogar gedacht, aber Thymian & Cosind mir wie gesagt nicht eingefallen.
Sprache mag durchaus am Übersetzer liegen, das ganze ist in meinen Augen viel zu modern gehalten, da fällt es dann fast schon unangenehmauf wenn mal ein ungebräuchliches - weil unmodernes - Wort eingestreut wird um der Zeit gerecht zu werden. Im übrigen hatte ich auch noch "Das Buch des Teufels" (Revelation, Bd.4 der Serie) auf den Reader, das gefällt mir deutlich besser,der Erzählstil ist geschliffener, das ganze eirkt wesentlich runder und ist diesmal wirklich seeeehr Spannend. Lohnt als weiterzulesen, ich überlege gerade ob ich mir den Rest nicht auch noch hole... |
12-09-2014, 12:36 PM | #23 | ||
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Am Ende nimmt die Geschichte aber noch etwas Fahrt auf. @troll05 Quote:
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12-09-2014, 02:19 PM | #24 | |||
Cambrian crab
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12-09-2014, 02:23 PM | #25 |
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Gut zu wissen, ich habe nämlich noch Hoffnung. Das Problem ist, dass es mich nicht wirklich langweilt, aber im Dezember lese ich meistens lieber andere Sachen. Dissolution ist einfach ein Buch, bei dem ich keine Eile habe, zum Ende zu kommen. Es kann durchaus sein, dass ich es noch in die nächste Woche mitnehme, parallel zum Weihnachtsspecial. Ich habe hier noch zwei (zu drei Vierteln gelesene Bücher, die ich dieses Jahr auf jeden Fall beenden will, bei denen ich aber auch keine wirkliche Eile verspüre). Ich vermute, ich habe einfach nur seltsame Lesegewohnheiten.
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12-09-2014, 03:44 PM | #26 |
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Nun ja, eigentlich nicht. Ich lege auch immer mal Bücher bei Seite oder setze sie wieder auf to-be-read, wenn sie mir gefallen, aber es für mich nicht der richtige Zeitpunkt ist.
Außerdem hast du mich ein wenig angesteckt mit dem Lesen mehrerer Bücher, also sind wir vermutlich beide nicht so ganz... Die Meisten lesen dann doch eher stur eins nach dem anderen. Ich habe gerade eine größere Bestellung von gebrauchten Büchern gemacht und dabei sind jetzt auch die weiteren Bücher der Reihe. Ich hätte jetzt doch große Lust den nächsten Band zu lesen. |
12-10-2014, 02:28 PM | #27 | ||||
Cambrian crab
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12-21-2014, 04:48 AM | #28 | |
Cambrian crab
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So, nun bin ich endlich auch fertig geworden.
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Wie schon weiter oben gesagt, hat mir vor allem die Atmosphäre, die Sansom in diesem Roman geschaffen hat, sowie die Figur des Matthew Shardlake gut gefallen. Mir ist übrigens bis zum Schluss nichts störend Modernes aufgefallen. Cromwells Zeit ist auf jeden Fall interessant, gelebt haben möchte ich da allerdings nicht. Auch wenn im Buch nicht ständig darauf hingewiesen wird, war es doch auch eine ziemlich ungemütliche Zeit. Figur und Setting haben auf jeden Fall Potenzial, es könnte durchaus sein, dass ich doch irgendwann weiterlesen will. Vorher werde ich es allerdings noch mit Ellis Peters' historischen Krimis probieren. Meine Gesamtwertung liegt bei 3.5 von 5 Sternen. |
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