Amazon erpresst Verlage für höhere Rabatte

[doubleshuffle]

Heute in der Zeitung:

Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ an diesem Freitag berichtet, fordert Amazon von dem schwedischen Verlagskonzern Bonnier, zu dem bekannte deutsche Verlage wie Ullstein, Piper, Berlin und Carlsen gehören, höhere Rabatte bei der Belieferung mit E-Books. Um Druck auf Bonnier auszuüben, werden seit Anfang Mai zahlreiche Titel von dem Konzern angehörenden Verlagen nur mit langen Lieferfristen verkauft, obwohl die jeweiligen Titel problemlos vorrätig wären.

Amazon bestätigte auf eine Anfrage von Bonnier, dass diese Verzögerungen in Zusammenhang mit den laufenden Verhandlungen stehen, so die Ullstein-Verlegerin Siv Bublitz gegenüber der F.A.Z. Die bislang üblichen Rabatte von dreißig Prozent für E-Books will der Internethandelskonzern auf vierzig bis fünfzig Prozent erhöht sehen.

Da lobe ich mir doch meinen Buchhändler um die Ecke - der bestellt nach wie vor auf den nächsten Tag.

[Gudy]

"Schöner Verlag, den Sie da haben. Wäre doch schade, wenn keiner mehr Ihre Bücher kaufen könnte."

Tja, es wäre halt schön, wenn wir eine funktionierende Wettbewerbsbehörde hätten. Leider haben wir nur die Wettbewerbsverhinderungsbehörde namens Bundeskartellamt.

[reymund]

Warum soll Amazon nicht daselbe machen können wie es jeder Händler macht, nähmlich mit dem Lieferranten verhandeln wenn meine Verdienstspanne zu gering wird .Kaum fällt das Wort Amazon wird unter so machem ein Beißzwang ausgelöst.
Keiner zwingt die Verlage über Amazon zu verkaufen.

[doubleshuffle]

Verhandeln ist völlig ok. Natürlich kann Amazon, wie jeder Händler, versuchen, möglichst gute Konditionen zu bekommen. Einfach künstlich lange Lieferfristen einzubauen, ist dennoch Erpressung.

[reymund]

welche Möglichkeit hat ein Händler sonst außer zu sagen ich führ dein Sortiment nicht mehr oder nur noch auf Bestellung.

[doubleshuffle]

Naja, es wird ja wohl einen Vertrag geben zwischen dem Verlag und Amazon. Solange der läuft, müsste der schon von beiden Seiten ordentlich erfüllt werden. Wenn man sich dann für einen neuen Vertrag nicht auf neue Konditionen einigen kann, müsste man wohl die Zusammenarbeit einstellen. Das wäre eine faire Sache, und genau das kann sich Amazon so wenig erlauben wie der Verlag, wenn letzterer denn groß genug ist (was hier der Fall ist).

Ich bin kein Jurist, und wahrscheinlich sind das ganz normale Praktiken im ganz normalen Kapitalismus, aber Mafiamethoden sind es trotzdem.

[reymund]

wo steht das die Verträge nicht bald auslaufen?

[doubleshuffle]

Und wenn sie bald auslaufen sollten - solange sie laufen, sollten sie eingehalten werden; die Überlegung ist aber müßig, weil wir nicht wissen, was drinsteht.

Das Problem ist einfach, dass Amazon inzwischen eine Marktmacht hat, die die Firma befähigt, eine Erpressung wie diese durchzuziehen, ohne sich damit selber ins Knie zu schießen; letzteres wäre in einem funktionierenden Wettbewerb der Fall, aber anscheinend kann sich Amazon eines genügend großen Anteils von Kunden erfreuen, die zu dämlich sind, woanders zu bestellen, wenn es bei Amazon Wochen dauert.

Amazon ist genauso gut oder böse wie jeder andere Konzern, aber es ist jetzt so groß, dass man sich als Kunde entscheiden sollte, woanders zu kaufen, wenn man auch in fünf Jahren noch die Möglichkeit dazu haben will. Deshalb habe ich in meinem ersten Post den Buchladen um die Ecke erwähnt, der von heute auf morgen bestellt. Papierbücher kaufe ich ausschließlich dort.

Und trotz allem: Amazons Vorgehen ist widerwärtige Erpressung. Wahrscheinlich würde es jede Firma in derselben Position genauso machen, aber das heißt doch nicht, dass man das Kind nicht beim Namen nennen darf.

[Billi]

Offensichtlich verfolgt Amazon gerade weltweit diese "Strategie", wie in diesem Beitrag aus dem allgemeinen News-Teil hervorgeht:

Publishers Weekly: Will the Agency Model Survive?
(https://www.mobileread.com/forums/sho...d.php?t=239575)